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Rückenschmerz-OP oder nicht?

 

http://www.paradisi.de

Bandscheiben-OP bei meinem Freund - wer kann helfen?

Hallo,bin neu hier und will gleich mal kucken, ob mir (meinem Freund) jemand helfen kann.

Er hatte Mitte Mai eine Bandscheiben-OP (Nukleotomie und Sequesterotomie über interlaminäre Fensterung LW5/SW1) nach Diagnose S1-Radikulärsymptomatik links bei NPP in Höhe LW5/SW1

Irgendwie wurde ihm gesagt, dass ihm die gesamte Bandscheibe rausgenommen wurde aber wir können uns das nicht so richtig vorstellen, zumal er 24 ist und ja noch nen langesArbeitsleben (Industriemechaniker) vor sich hat - eigentlich.

Kann uns anhand des Befundes jemand sagen, was da genau gemacht wurde? Zurzeit ist er in der AHB und darf 6 Wochen nach der OP nicht sitzen, weil das wohl sehr gefährlich wäre. Er ist noch nicht so richtig auf dem Damm und sehr schwach. Muss auch noch Schmerzmittel nehmen. Wir können uns halt nicht vorstellen, dass die gesamte Bandscheibe weg sein soll - weil wie da jemals wieder Stabilität reinkommen soll???

Kann jemand helfen???

LG und Danke!!!

Denise

 

Bandscheibenvorfall - OP oder nicht?

Die Zahl der Reparaturen an der Wirbelsäule hat in Deutschland rasant zugenommen. Im Jahr 2008 zählte das Statische Bundesamt rund 230 000 Operationen allein im Bereich der Lendenwirbelsäule. Zum Vergleich: 2005 waren es 165 000. Und alle von diesen Operationen sind nicht Notwendig. Ein Grund dafür ist, dass sich die Schmerzen durch die Operation nicht beseitigen lassen, sondern danach sogar verstärkt auftreten (Postdiskektomisyndrom). Dieses Syndrom lässt sich nicht durch weitere Eingriffe bessern. Auch eine Schmerztherapie hilft nicht ausreichend.

 

 Nur bei sehr wenigen Menschen mit Rückenschmerzen ist eine Operation erforderlich. Patient und Arzt müssen sehr genau überlegen, ob eine Operation sinnvoll und gewünscht ist oder nicht.

 

Für diese Entscheidung sollten sich Zeit nehmen.

 

“80 Prozent der Rückenoperationen sind überflüssig“, wettert der Orthopäde MartinMarianowicz in seinem Buch „Auf Kreuz gelegt“

 

Eine Untersuchung belegt: Physiotherapie hilft bei Bandscheiben-Vorfall ähnlich gut wie eine OP. Die Entfernung von Bandscheiben zählt indes zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen bei Menschen mit Rückenschmerzen. -- Quelle WELT

 

Wo man auch hinschaut - die OP beim Bandscheibenvorfall ist heutzutage quasi ein Routineeingriff. Steht man als Betroffener aber vor der Frage, OP oder nicht, wird es schon schwieriger.

 

Ist immer eine Operation notwendig?

Nein. Die Literatur geht von etwa 70% aller Bandscheibenvorfälle aus, die konservativ, d.h. ohne Operation, durch zeitweise Schonung, Medikamentengabe, Physiotherapie und Physikalische Therapie erfolgreich behandelt werden kann. Unter günstigen Umständen kann ein Bandscheibenvorfall nach etwa 4 Wochen schrumpfen. Er macht dadurch weniger Beschwerden und ist besser therapierbar.

 

Quelle: www.bandscheibe.de

 

Noch interessanter ist allerdings, dass eine OP gegenüber "schonenderen" Verfahren (vor allem Physiotherapie in Verbindung mit entzündungshemmenden Medikamenten) keine signifikanten Vorteile bringt.

 

Ich mag da altmodisch veranlagt sein, aber... ich denke, eine OP sollte man nur dann durchführen, wenn sie wirklich einen Vorteil für den Patienten bringt. Nicht nur angesichts der Kosten eines Eingriffs in einem Krankenhaus (und der entsprechenden Rekonvaleszenzphase), sondern auch im Hinblick auf die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch eine OP und Krankenhausaufenthalt, die Chance sich eine iatrogene Infektion zuzuziehen, die wahrscheinliche Notwendigkeit eines zweiten Eingriffs...

 

Denn eine Operation, egal ob konventionell oder minimalinvasiv, stellt immer ein Risiko dar, und auch die OP-Patienten brauchen anschließend Physiotherapie.

 

Einen weiteren Faktor, den man bei der Überlegung pro oder kontra Operation nicht außer Acht lassen sollte, nennt die Süddeutsche Zeitung:

Viele Orthopäden müssen umlernen. Wenn die Wirbelsäule anfällig ist, galt dies Jahrzehnte lang als rein mechanisches Problem: Zu schwache Muskeln, abgenutzte Bandscheiben und schlechte Haltung überforderten demnach die Statik der Knochenkette. Inzwischen weiß man: Der seelische Zustand spielt bei Rückenschmerzen eine mindestens so wichtige Rolle wie der Verschleiß.